Uli Hoeneß akzeptiert seine Haftstrafe von dreieinhalb Jahren wegen Steuerhinterziehung, so SüdtirolNews. Er ist mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des FC Bayern München zurück getreten. Das teilte er heute mit. Das Urteil ist aber nicht rechtskräftig, denn die Staatsanwaltschaft will erst Anfang kommender Woche über eine mögliche Revision entscheiden.
“Nach Gesprächen mit seiner Familie hat er sich entschlossen, das Urteil des Landgerichts München II anzunehmen. Hoeneß hat seine Anwälte beauftragt, nicht in Revision zu gehen. Das entspricht seinem Verständnis von Anstand, Haltung und persönlicher Verantwortung. Steuerhinterziehung war der Fehler meines Lebens, so Hoeneß. Den Konsequenzen dieses Fehlers stelle ich mich”, hieß es in seiner Erklärung Am Donnerstag ist er wegen der Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro Steuern verurteilt worden.
Außerdem legte er mit sofortiger Wirkung die Ämter des Präsidenten des FC Bayern München e.V. und des Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München AG nieder. “Ich möchte damit Schaden vom meinem Verein abwenden, so Hoeneß. „Ich werde diesem großartigen Verein und seinen Menschen auf andere Weise verbunden bleiben solange ich lebe, sagte er. „Meinen persönlichen Freunden und den Anhängern des FC Bayern München danke ich von Herzen für ihre Unterstützung.”
Die Münchner Staatsanwaltschaft will Anfang der kommenden Woche entscheiden, ob sie ebenfalls auf eine Revision verzichtet, so Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde. Staatsanwalt Achim von Engel hatte ein deutlich höheres Strafmaß von fünf Jahren und sechs Monaten für Hoeneß gefordert. Hoeneß wird seine Haft frühestens in einigen Wochen antreten müssen.
Hoeneß muss seine Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt in Landsberg am Lech in Oberbayern absitzen. Allerdings muss die Verurteilung zuvor rechtskräftig werden.
Der Vereinspatron des Clubs von David Alaba war wegen der Hinterziehung von mindestens 28,5 Millionen Euro in einem der spektakulärsten Steuerprozesse Deutschlands verurteilt worden.
Wie die Nachfolge in den Spitzenämtern geregelt wird, bleibt offen. Im Gespräch für die Hoeneß-Posten sind der langjährige Finanzvorstand und jetzige Vizepräsident Karl Hopfner (61) und der frühere bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber (72). Beide gehören dem mit hochkarätigen Wirtschaftsführern besetzten Aufsichtsrat der FC Bayern München AG an. Der Autobauer Audi, der Sportartikelhersteller Adidas und der Versicherungskonzern Allianz sind sogar Anteilseigner.
Der 62-jährige Ex-Präsident des deutschen Fußball-Rekordmeisters FC Bayern München kann im Gefängnis nicht auf Sonderbehandlungen aufgrund seiner Bekanntheit hoffen. “Im Gefängnis gibt es keinen Promibonus”, sagte der Vorsitzende des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in Deutschland, Anton Bach
“Eine Einzelzelle ist zwischen acht und zehn Quadratmeter groß. Darin gibt es ein Bett, einen Schrank, einen Tisch und einen Stuhl. Zudem einen Bereich mit Waschbecken und einer separaten Toilette. Die Gemeinschaftsduschen sind auf dem Flur”, erklärte Bachl zu Größe und Ausstattung der Zellen. Einen Fernseher darf Hoeneß mitbringen, aber “Bezahlfernsehen, um sich die Champions League anzuschauen, ist nicht erlaubt”, betonte der Vorsitzende.
Ebenso muss Hoeneß im Gefängnis arbeiten. “Jeder Häftling in Bayern ist zur Arbeit verpflichtet, außer es sprechen gesundheitliche Gründe dagegen oder der Häftling ist im Rentenalter. Dabei wird die Eignung des Gefangenen beachtet. Herr Hoeneß ist ja Wurstfabrikant. Er kann also in der Küche oder beim Anstaltsmetzger arbeiten, wenn die Justizvollzugsanstalt dies anbietet”, so Bachl, der bei guter Führung mit einer Entlassung “nach zwei Jahren” rechnet.
Auch könnte Hoeneß nach ein paar Monaten in den offenen Vollzug kommen. “Sollte er eine Anstellung, beispielsweise beim FC Bayern München bekommen, darf er tagsüber raus, um dort zu arbeiten. Dies dient der Resozialisierung. Abends muss er aber wieder in die Zelle zurück. Für eine Resozialisierung ist es nicht notwendig, dass ein Häftling sich die Champions League im Stadion anschaut”, betonte Bachl.